Die den Menschen substantiell und prozessual konstituierenden Kräfte entsprechen denen, die sich auch in der natürlichen und kosmischen Umwelt des Menschen differenziert offenbaren. Deren Kenntnis ist essentiell für das Verständnis des Menschen in Gesundheit und Krankheit und Grundlage therapeutischer Möglichkeiten.
Die differenzierte Kenntnis der mehrdimensionalen menschlichen Organisation ermöglicht eine erweiterte Erkenntnis von Gesundheit, Entwicklung und Krankheit:
Gesundheit ist das Ergebnis kontinuierlicher und dynamischer Aufrechterhaltung eines harmonischen Gleichgewichtes der im Menschen wirkenden Kräfte. Ein zu schwaches oder zu starkes Eingreifen der Wesensglieder bewirkt eine Störung des gesunden Zusammenspiels der physiologischen Prozesse und mündet somit in einem Ungleichgewicht, das sich als Krankheit im Leiblichen und Seelischen offenbart.
Untersuchung und Anamnese der Anthroposophischen Medizin zielen auf das Erfassen der Wesensgliederkonfiguration ab. Über die konventionellen Techniken der Anamnese und Untersuchung der jeweiligen Berufsgruppen hinaus kennt die Anthroposophische Medizin hierfür spezifische Fragen und Untersuchungstechniken, welche Aufschluss über das Vorliegen der jeweiligen Wesensgliederkonfiguration geben.
Das Erfassen der Wesensglieder des erkrankten Menschen führt zur erweiterten Diagnose einer im Ungleichgewicht befindlichen Kräftekonstellation. Aus dieser Diagnose heraus kann der für den Patienten erforderliche Heilbedarf hin zu einem individuellen Gesundheitsweg entwickelt werden.
Die therapeutischen Maßnahmen der Anthroposophischen Medizin zielen auf eine regulierende und harmonisierende Beeinflussung und somit gesundende Ausrichtung der Wesensglieder ab. Aus der Erkenntnis der Diagnose wird ein individueller Therapieplan erarbeitet und im Verlauf modifiziert. Hierbei bedienen sich die jeweiligen Berufsgruppen ihrer spezifischen Methoden und Heilmittel.
Das Erfassen einer um die Wesensglieder erweiterten Pathologie, das Auffinden der erforderlichen Therapie und die Evaluation des Therapieerfolges bedürfen einer zugrundeliegenden Erkenntnistheorie, Methodik, Befähigung des Arztes und Therapeuten und entsprechender Forschung. Für alle diese Bereiche kennt die Anthroposophische Medizin spezifische Ansätze und Schulungswege, welche in den jeweiligen Ausbildungen gelehrt werden.
Anthroposophische Medizin steht in jeder Hinsicht in vielfältigen sozialen Zusammenhängen, welche jeweils auf spezifische Weise gestaltet und durchdrungen werden. An erster Stelle ist das Verhältnis zum Patienten aber auch zu Patientenverbänden zu nennen, des Weiteren die interprofessionelle und kollegiale Zusammenarbeit, die Zusammenarbeit mit der Medizinischen Sektion, mit Fachgesellschaften, öffentlichen Einrichtungen und Medien sowie der Standespolitik.
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